Andere Sauerei in Petershausen:

Bäume weg - alles gut (wie immer)!

"Ich war am 11. März in der Bürgerfragestunde im Gemeinderat um in Erfahrung zu bringen auf welcher Rechtsgrundlage ein privater Investor für seine Luxusimmobilie rund ein Dutzend großer Bäume auf einem städtischen Grundstück fällen darf während die Stadt sich in Schweigen zu den Hintergründen hüllt und auch die „Nicht-Information“ der Öffentlichkeit zu den Fällungen dem Investor überließ. Erst 2018 hieß es schließlich noch, der St.-Gebhard-Platz und sein wertvoller alter Baumbestand würden für das ProjektTelekom-Hochhaus nicht angerührt.

Was mir dort von OB Burchard und Bürgermeister Langensteiner-Schönborn gesagt wurde war bestenfalls bruchstückhaft und sicher nicht die Transparenz die man sich, gerade im Umgang mit einem solchen 100Millionen Euro Projekt, von der Lokalpolitik wünscht. Auch haben mir nach der Sitzung mehrere Stadträte gesagt, dass sie ebenfalls nicht wüssten wie es zu den Fällungen kam und sich von der Verwaltung nichtausreichend informiert fühlen.

OB Burchardt hatte mir jedenfalls für die Frage gedankt, dann aber gleich erklärt das sei alles sehr sehr kompliziert und hätte schon seine Ordnung. Damit übergab er die Frage dann auch schon an den zuständigen Baubürgermeister Herrn Langensteiner-Schönborn. Dieser „faselte“ dann (O-Ton einesStadtrates im Anschluss) ziemlich lange irgendwelches Zeug von der total sinnvollen Verlegung undAufwertung des dort befindlichen Spielplatzes und wie gut das alles sei. Und überhaupt hätte der Investor dort "Baurecht", man hätte also als Verwaltung gar nicht anders gekonnt und er hätte nun mal das Recht gehabt die Bäume zu fällen.

Auf meine Nachfrage wieso ein privater Investor überhaupt eine Tiefgarage auf einem städtischenSpielplatz bauen darf, wurde es dann richtig wirr aber doch so deutlich, dass die eigene Aussage von vorher(man habe als Stadt gar nicht anders handeln können) sich als offensichtlich unwahr entlarvt hat. Man hätte dort nämlich nur eine ganz kleine "Arrondierung" vorgenommen.

Wenn das nicht allgemein verständlich ist, dann ist das vermutlich durchaus so gewollt. Was Herr Langensteiner-Schönborn damit nämlich andeutet ist, dass die Stadt Konstanz wohl irgendeinen Deal mit dem holländischen Investor gemacht hat, der diesem einen Teil des Sankt-Gebhard-Platzes überlässt. EineArrondierung - zu deutsch Abrundung - dient normalerweise der Verbesserung eines Grenzverlaufs. Nur fragt sich hier für wenn die neue Grenze und das Abholzen der Bäume eine Verbesserung darstellt, für unsKonstanzerInnen wohl eher nicht, für den Investor aber schon. Zumal ein quasi quadratischer öffentlicherPlatz ohnehin keiner „Arrondierung“ bedarf.

Sollte sich das so bewahrheiten, hätte Herr Langensteiner-Schönborn in einer öffentlichen Sitzung, vor dem versammelten Gemeinderat, schlicht gelogen als er sagte, die Stadt hätte die Fällung der Bäume nicht verhindern können. Ohne Transparenz seitens der Stadtverwaltung zu dem Vorgang bleibt derzeit allerdings unklar, was dort wirklich gelaufen ist.

Soweit ich es heute erkennen kann, hat die Stadtverwaltung unter OB Burchardt und BGM Langensteiner-Schönborn, ohne Not dem Investor einen Teil des öffentlichen St.-Gebhard-Platzes überlassen und das wohl auch noch ohne saubere Beteiligung des Gemeinderates. Derzeit sieht es sogar so aus, als hätte derGemeinderat noch überhaupt nicht über den Verkauf des Grundstückes entschieden. Dann wäre die Fällung der Bäume mit Billigung der Verwaltung allerdings ein echter Skandal, da sie vor Beginn der Vogelschutzzeit noch schnell unwiederbringliche Tatsachen geschaffen hätte, wo es noch gar keine demokratische Entscheidung gibt.

Wie man es dreht und wendet: das Ergebnis sind schon jetzt 14 tote Bäume und, wenn wir KonstanzerInnenjetzt nichts unternehmen, bald auch noch eine Tiefgarage auf dem St.-Gebhardsplatz für die SUVs derLuxuskäufer im Telekom-Tower. Und das mitten im Klimanotstand."

Felix Müller, 23.03.2021

Bilder: Exctinction Rebellion und Fridays for Future Konstanz

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Kommentar der BGP