Büdingen und Klimanotstand
Warum ein „Ökohotel“ nicht zum Standort Büdingen passt
Ein Kommentar von Patrick Pfeiffer
Vor der geplanten Fällung weiterer 49 Bäume im Büdingen-Park, deren Genehmigung durch das Amt für Stadtplanung und Umwelt kurz bevor steht, schreibt Oberbürgermeister Burchardt einen Brief an Hotel-Investor HJ Buff und wirbt bei diesem dafür, dort doch bitte ein „ökologisches Vorzeigeprojekt“ zu realisieren – und dabei „so viele Bäume wie möglich auf diesem sensiblen Areal vor der Fällung zu bewahren“.
Ein ökologisches Vorzeigeprojekt kann auf dem Büdingen-Park nicht entstehen. Einer solchen Realisierung widerspricht schon der Umstand, dass genau hier dem Luxusbau der Superlative * 110 Bäume gewichen sein werden, und das sind nur die, die gefällt wurden, bevor mit dem Bau überhaupt begonnen wurde, gerechnet seit 2018. Schon in den Jahren davor hat es die Vorbesitzerin nie versäumt, im Büdingen-Park sogenannten „Aufwuchs“, Bäume die von Natur aus nachwuchsen, auszumerzen und immer wieder Hecken und Gehölze niederzumähen. Auf Antrag durften auch vorher schon immer wieder angeblich nicht verkehrssichere Bäume im Park gefällt werden. Diese wurden teilweise, aber nicht immer und konsequent, durch Nachpflanzungen ersetzt. Unumstrittene Berechnungen zum biologischen Vermögen der Bäume, Kohlendioxid in Sauerstoff umzuwandeln, belegen, dass pro gefälltem Baum nicht einer, wie in Konstanz gängige Praxis, sondern mehrere hundert Bäume nachgepflanzt werden müssten, um diesen klimarelevanten Verlust an Biomasse auszugleichen.
Alleine für den Aushub der Baugrube des Großhotels sind geschätzte 600 LKW-Fuhren notwendig. Hierzu kommen weitere Fahrbewegungen mit Dieselabgas- und Lärmbelastung für den Beton und alle weiteren Materialien, der hier verbaut werden sollen.
Es ist reines Marketing, wenn behauptet wird, durch Dach- und Fassadenbegrünung sowie die „Leichtbau"weise des Hotels in Holz entstünde ein „ökologisches Vorzeigeprojekt“. Es ist genau die anvisierte Klientel sehr betuchter Gäste, die durch ihr übliches Konsumverhalten und die Wahl ihres Verkehrsmittels zur Anreise eben genau keinen „ökologisch“ verträglichen Erholungsurlaub am See verbringen wird. Und für die Ausführung der Tiefgarage nach den Plänen des Investors, abweichend zum Bebauungsplan, wurden im Oktober 2018 bereits mehr als ein Dutzend große Bäume gefällt.
Die Genehmigung eines Außenbads, dessen über 300 Quadratmeter große, nicht überdachte Wasseroberfläche ständig Energie in die Umgebung verpufft, wird dem Ansatz einer ökologischen und klimagerechten Planung nicht im Ansatz gerecht. Oder wird das Wasser dafür über solarthermische Anlagen auf dem Dach erwämt? Wie sähe denn konkret die Umsetzung für die von OB Burchardt geforderte größere „Biodiversität“ im Park aus? Gibt es dafür schon verbidnlice Zusagen des Investors, Herrn HJ Buff?
Es ist mehr als absurd, ein Biotop zu zerstören, einen über die Jahrhunderte gewachsenen Park, um dann darauf ein sechzigtausend Kubikmeter großes Gebäude zu errichten, das eine positive Ökobilanz ausweisen soll. Und hinterher wieder nachzupflanzen, was vorher für nicht lebenstüchtig oder „leider im Weg“ stehend erklärt wurde.
Ehrlicher wäre, Baubürgermeister und Oberbürgermeister erklärten genauso unumwunden wie Bauherr Buff, es wäre ihnen egal, wie die Bevölkerung über das Hotel denkt. **
Genauso gleichgültig ist es ihnen schließlich, wie vor Ort der Baumbestand geschützt werden kann, da das Interesse zu bauen immer höher angesetzt wird als der Schutz natürlicher Lebensräume. So wären Stadt und Bauherr auch in diesem, wie in fast allen Aspekten der Planung zu Büdingen, einig.
*) Ein Hotelkomplex mit annähernd 60.000 Kubikmetern Baumasse, bis zu 20 Meter hoch und 150 Meter breit. Mehr medizinische Behandlungszimmer als in einer Klinik…
**) Vgl. Südkurier vom 20.2.2019, nachzulesen auch hier