Das Konstanzer Manifest für eine verantwortungsvolle Stadtentwicklung

Auch wir wollen es: nachhaltig!

Die Bürgergemeinschaft Allmannsdorf hat eine Erklärung zur Stadtentwicklung verfasst, die wir mittragen:

Die Entwicklung der Stadt Konstanz sollte von Werten geleitet werden. Daher fordern wir von den politischen Verantwortlichen der Stadt, sich zu gemeinsamen Werte zu bekennen und diese in einerPräambel für zukünftiges Handeln festzuschreiben:

Welche Stadtentwicklung wollen wir?

Die Politik des Gemeinderates führt in absehbarer Zeit zu der 100.000-Einwohner Stadt. Zusätzlich pendeln täglich ca. 10.000 Menschen nach Konstanz ein. Eine Diskussion über ein Gesamtkonzept für dieseEntwicklung gab es bisher weder im Stadtrat, noch in der Bevölkerung. Die Entwicklung zur 100.000-Einwohner Stadt darf kein Selbstzweck sein. Voraussetzung vor weiterer Verdichtung und Ausweisung neuerBaugebiete ist ein Gesamtkonzept, das aufzeigt, welche Konsequenzen diese Entwicklung für Klima,Flächenverbrauch, Landschaft, kulturelle und architektonische Identität, soziale Zusammensetzung sowieVerkehr hat.

Für eine qualitative Stadtentwicklung im Einklang mit der Region. Für ein funktionierendes/ vorbildlichesÖkosystem Bodensee als Maßnahme gegen den Klimawandel. Für eine verantwortungsvolle Politik, die dieIdentität der Stadt und der Region auch für kommende Generationen bewahrt!

Wem gehört die Stadt?

Das Handlungsprogramm Wohnen führt zu höheren Miet- und Immobilienpreisen und damit zu einer beschleunigten Gentrifizierung der Stadt. Es fördert den verstärkten Zuzug sehr wohlhabender Menschen. Indem für die Mittelschicht so wichtigen mittleren Segment wurden hingegen, nur wenige Wohnung geschaffen.Viele BürgerInnen können sich das Leben in ihrer Stadt Konstanz nicht mehr leisten und werden verdrängt.

Für einen Stopp des Handlungsprogramm Wohnens und dessen Überarbeitung! Eine weitere Bautätigkeit darf nur im Einklang mit dem Landschaftsraum/ Klima erfolgen und auch nur wenn ein positiver Effekt auf dasPreisniveau nachgewiesen werden kann!

Welche Planungspolitik wollen wir?

Derzeit bestimmen Einzelprojekte die Stadtentwicklung. Projekte wie der Neubau des Vincentius-Krankenhauses, oder die Bebauung entlang der Bahnlinie in Petershausen verändern das Stadtbild. Der öffentliche Raum – der Lebens- und Begegnungsraum der Bewohner entsteht derzeit, wenn überhaupt, eher zufällig. Eine aktive Planungspolitik beginnt die Entwicklung neuer Quartiere / die Verdichtung bestehenderQuartiere mit der aktiven Gestaltung des öffentlichen Raums. Dieser sollte sich aus einer Verpflichtung für eine nachhaltige (CO2 neutrale) Stadt und deren Stadtteile herleiten und die gewachsene Identität der Stadtstärken.
Für eine aktive Planungspolitik!

Für ein Gesamtkonzept: Wohnen, Leben, Verkehr, Arbeiten!

Welchen Rahmen und welche Grenzen braucht die Planungspolitik?

Grenze der aktuellen Planung ist der Flächennutzungsplan. Aktuelle Bauprojekte gehen aber weit über diesen hinaus. Wir brauchen in Konstanz daher ein Freiflächenentwicklungs- und ein Klimaschutzkonzept. Baum- und Naturschutz (heimische Arten) sollte im städtischen Raum eine größere Rolle spielen, ebenso wie Selbstversorgung/Urban Gardening.


Für Haltelinien bei der baulichen Entwicklung. Keine seezugewandte Bebauung (wie im Bodenseeleitbild definiert) und Freihalten von definierten Grünzügen und Biotopvernetzungsstrukturen. Für flächenmäßigeAusgleichsmaßnahmen (So viel entsiegeln wie versiegelt wird)!

Welche Investoren wollen wir?

Konstanz ist Ziel von Immobilienunternehmen. Das Siemensareal (ca. 600 Wohnungen) wurde bespw. ani+R/ Lindau, das Vincentius Gelände (126 Wohnungen) an die LBBW (Landesbank Baden Württemberg), dieWohnungen in der Schwaketenstrasse an Vonovia verkauft. Viele Beispiele zeigen, dass hier seltenInvestoren, sondern auch Spekulanten, teilweise sogar „Heuschrecken“ am Werk sind, deren Handeln aufkurzfristige, maximale Rendite ausgerichtet ist.

Für (lokale und) langfristig orientierte Investoren, Genossenschaften und andere gemeinwohlorientierte Einrichtungen!

Welche Bodenpolitik wollen wir?

Andere Städte betreiben eine alternative Bodenpolitik und erreichen dadurch, dass Wohnen bezahlbar bleibt.Amsterdam z.B. verkauft keine Grundstücke sondern vergibt diese nur in Erbpacht. Wien betreibt seitJahrzehnten erfolgreich ein konsequentes Grundstücksmanagement, was dazu führt, dass 60 % der WienerMietwohnungen in der Hand der Stadt oder von Genossenschaften sind und in Konsequenz die Medianmiete inkl. Nebenkosten bei 8,50 EUR liegt. Das Deutsche Institut für Urbanistik fordert in seiner ›BodenpolitischenAgenda 2020-2030, öffentliche Grundstücke nur noch an gemeinwohlorientierte Bauträger abzugeben und das Vorkaufsrecht für Kommunen zu stärken.

Für eine alternative Bodenpolitik!

Welche Architektur wollen wir?

Die Bautätigkeit der letzten Jahre hat zu uniformen Baukörpern geführt, die so oder ähnlich, überall inDeutschland zu finden sind. Gute Architektur lässt einen Gesamtbezug zum regionalen Umfeld und zur eigenen Identität erkennen und schafft Orte, an denen wir gerne leben, anstatt nur zu schlafen und zu konsumieren.

Für eine menschengerechte Stadtentwicklung mit regional interpretierter, rücksichtsvoller Architektur, dieechte Lebensräume schafft und auch für künftige Generationen positiv wahrnehmbar bleibt!

Welche Zusammenarbeit wollen wir?

Das Bodenseeleitbild setzt der Verstädterung, dem Verkehr, dem Tourismus und somit dem Wachstum in derRegion Bodensee Grenzen. Alle Kommunen rund um den See sehen sich derzeit einem hohen,ungebremsten Siedlungs- und Wachstumsdruck ausgesetzt. Die regionale und überregionaleZusammenarbeit muss ganz neu gedacht und umgesetzt werden.

Für einen Paradigmenwechsel in der regionalen und überregionalen Zusammenarbeit!

Die Grenzen des quantitativen Wachstums der Bodenseeregion sind erreicht. Für einen Stopp der weiteren Bodenversiegelung und der Zersiedelung. Für eine Modellregion Bodensee mit einer nachhaltigen umwelt- und klimafreundlichem Entwicklung!