Diskussionsabend der Bürgergemeinschaft Allmannsdorf-Staad zum Thema Nachhaltigkeit in der Stadtentwicklung

Anfang November trafen sich in Allmansdorf auf Einladung der Bürgervereinigung Allmannsdorf Staad (BAS) Mitglieder der Bürgervereinigung Petershausen, der Hafner Initiative, des Bürgerpark Büdingen e. V., der Bürgerinitiative Dettingen Ortsmitte und der Hafner.Initiative, um über Nachhhaltigekti in der Stadtentwicklung zu diskutieren.

Anwesend war annähernd die Hälfte des Konstanzer Gemeinderats , so unter anderem J. Ruff und Zahide Sarikas (SPD), Anne Mühlhäußer und P. Müller-Neff (FGL), S. Pschorr (LLK), Erhard Weisschedel (Freie Wähler), Johann Hartwich (FDP), Matthias Schäfer und Gaby Weiner (JFK).

Und ebenso Bauwürgemeister Langensteiner-Schönborn und Martin Wichmann vom Amt für Stadtplanung und Umwelt, die beide gar nicht eingeladen waren.

Unter der Moderation von Sven Martin (BAS) stellten die Vertreter der einzelnen Initiativen die Entwicklungen in ihren Stadtteilen in Kurzvorträgen vor. Alle Initiativen eint das Ziel einer menschenwürdigen Entwicklung des urbanen Raums mit Rücksichtnahme auf bestehende Strukturen und Sensibilität in Fragen der Umweltverträglichkeit, der Nachhaltigkeit sowie des Ästhetik. Im Anschluss hielt Lutz Krause, ebenfalls BAS, einen kurzen Vortrag über der den Einfluss des städtischen Umfelds auf das Empfinden seiner Bewohner. Eine von ihm zitierte Studie zeigte den positiven Einfluss eines lebenswerten Umfelds (NY, Grand Central Station) im Vergleich zum deutlich negativen Einfluss durch urbane Bausünden (NY, beliebige andere U-Bahnstation).

Im Anschluss wurde lang und intensiv über das Konstanzer Handlungsprogramm Wohnen und die Frage, ob Konstanz eine 100.000 Einwohnerstadt werden will/soll diskutiert. In diesem Zusammenhang wurde auch die Frage in den Raum gestellt, wer denn eigentlich die Konstanzer Neubürger seien, angesichts des über die letzten Jahre anhaltenden Firmensterbens?

Im selben Kontext wurde auch speziell die Problematik bezahlbaren Wohnraums für „Normalverdiener“ diskutiert. Auch die Möglichkeiten einer Einflussnahme auf die Gestaltung von Bauprojekten und speziell von Bebauungsplänen durch den Gemeinderat wurden thematisiert. Dass hier Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander klaffen, wurde anhand missglückter Beispiele der neueren Zeit dokumentiert. Ein Beispiel betrifft die extreme Nachverdichtung in der Markgrafenstrasse in der neu errichtete Wohngebäude bis auf drei Meter an bestehende Balkone „heranrücken“. Eine weitere Bausünde betrifft die geplante Überbauung des Dorfplatzes in Dettingen. Diese soll in bis zu viergeschossiger Bauweise erfolgen und würde den Bestand um bis zu 30 Meter überragen.

Während manche Stadträte (E. Weisschedel) Versäumnisse in der Stadtplanung über die letzten Jahre und Jahrzehnte eingestanden, zeigten sich andere davon überzeugt, nur sehr eingeschränkten Handlungsspielraum gegenüber einer investorenfreundlichen Stadtverwaltung zu haben.

Eine weitere Zusammenfassung des Abends lesen Sie im Südkurier vom 20.11.2019, auszugsweise hier:

„VON CLAUDIA WAGNER claudia.wagner@suedkurier.de

Konstanz – In beinahe jedem Stadtteil gibt es ein Beispiel: Anwohner ärgern sich über die dichte Bebauung, über Grundstücke, auf denen kein Baum und kein Grünstreifen mehr Platz hat. Mau- ern rücken näher aneinander. Manche nehmen dies als städtische Atmosphäre wahr, andere fühlen sich bedrängt. Ver- treter von Bürgergemeinschaften ha- ben bei einer Veranstaltung auf die aus ihrer Sicht allzu dichte Bebauung auf- merksam gemacht. „Es wird sehr dicht gebaut“, sagt Sven Martin, Vorsitzen- der der Bürgervereinigung Allmanns- dorf-Staad (BAS). Das lasse eine sinn- volle Begrünung durch hochstämmige Bäume nicht mehr zu: aus seiner Sicht eine Fehlentwicklung. In den 60er-Jahren habe es für die Bebauung des Staader Bergs eine Vorschrift gegeben, dass jedes Grundstück mit hochstämmigen Bäumen zu bepflanzen sei.
In der Mainaustraße in Allmannsdorf entstehe zum Beispiel ein Mehrfamilienhaus mit 15 Wohnungen, daneben sei eine Tiefgarage über zwei Ebenen geplant. Diese nehme beinahe das gesamte Grundstück ein, so Sven Martin. Auf dem Nachbargrundstück habe der Spar- und Bauverein ähnlich gebaut: „Auf diesem Grundstück steht kein einziger Baum“, sagt Martin.
Beim Hafner, bei dem ein neuer Stadtteil entstehen wird, haben Bürger einer Initiative sich frühzeitig zu Wort gemeldet, um Planungen zu verhindern, die aus ihrer Sicht nicht sinnvoll sind. Ein Ziel sei eine Reduzierung der Bebauung an den Hängen, erläutert Ursula Blümer, Sprecherin der Initiative. Der Erhalt dieser Flächen sei so wichtig, weil sie Grünflächen für die Allgemeinheit sicherten. So blieben außer- dem Streuobstwiesen erhalten. Der grüne Hang spiele auch eine Rolle bei der Zufuhr von Frischluft für Konstanz. Blümer warnt außerdem davor, vorhandene Grünflächen gegen „künstliche“ einzutauschen, wie es die Pläne zur Hafnerbebauung vorsähen. Ein Teil der Grünflächen sei für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, weil sich dort Klein- gärten oder Weinberge befänden.“

Der Saal von St. Georg war gut gefüllt, auch wenn die Veranstaltung öffentlich nicht beworben wurde.