Stadtteilgeschichte: Das Sanatorium Büdingen und seine Geschichte

An dieser Stelle möchten wir an engagierte Mitmenschen erinnern, "Parkwächter" der ersten Stunde, die leider nicht mehr unter uns sind:

Zu den aktivsten Mitgliedern der Initiative in den 80er Jahren gehörte der Student und Doktorand der Romanistik, Ulrich Schneider. Er verfasste zahlreiche Denkschriften zur Zukunft des „Büdingen“. U.a. entwickelte er auch sehr konkrete Vorstellungen zur Parkgestaltung. Auch wenn manches aus heutiger Sicht überholt erscheint, möchten wir doch den Besuchern unserer Homepage die inzwischen vergessenen Ideen von Ulrich Schneider auszugsweise präsentieren. Seine damaligen Ausführungen widmete er übrigens einer weiteren Vorkämpferin für einen „Büdingen“-Park, nämlich Erika Fahr, Litzelstetten, die sich bis ins hohe Alter hinein für einen solchen engagierte.

Büdingen, eine Gartenanlage des 20. Jahrhunderts

Ulrich Schneider verfasste dieses Memorandum 1985 und ließ es auf eigene Kosten vervielfältigen.

Die Parallelen zwischen damals und heute sind unübersehbar:

Das Büdingen-Gelände wurde zur selben Zeit wie der gegenüberliegende Stadtgarten zum Ende der vom Liberalismus geprägten "Gründerzeit" vor gut einhundert Jahren erschlossen. Während es im Stadtgarten zu Beginn der "Gründerkrise" zu einer Bebauung erst garnicht kommen konnte, wurde der Bau des Badhotels "Konstanzer Hof" auf dem heutigen Büdingen-Areal mit Hilfe von Krediten noch abgeschlossen. Der "Konstanzer Hof" ging alsbald in Konkurs, und Oberbürgermeister Stromeyer mußte freiwillig zurücktreten. Ab 1901 war der Konstanzer Hof eine Privatklinik; anschließend nahm das Sanatorium "Büdingen" seinen Betrieb auf. Anfang der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts wurde das Sanatorium abgerissen.
Dr. Büdingens Sanatorium Konstanz
Alte Postkarte, Blick auf das Hauptgebäude von der Seestraße aus (Unbekannter Drohnentyp). Vor 1970.

Das Büdingen-Areal wurde spekulativ veräußert. Die Stadt Konstanz nahm ihr Vorkaufsrecht nicht in Anspruch. Erste Bebauungspläne sahen 480 Wohnungen in elfstöckiger Bauweise vor.

Nach dem Bekanntwerden dieser Pläne erhob sich Widerstand in der Bevölkerung. Zuerst richtete sich dieser nur gegen eine überzogene Bebauung des Büdingen-Areals mit Zweitwohnungen. Nach dem erfolgreichen Widerstand gegen den Ausverkauf der Konstanzer Uferzonen richtete sich das allgemeine Interesse darauf, für eine Öffnung des Büdingen-Areals als öffentliche Grünfläche der Stadt Konstanz zu werben.

Petershausen, von einer kleinen Klosteransiedlung außerhalb von Konstanz zum bevölkerungsreichsten Stadtteil

geworden, verfügt über keine Grünfläche, die den Charakter eines Naherholungsraumes hat. Der Bedarf an geeigneten Kinderspielplätzen ist chronisch. Der fortlaufende Verdichtungsprozeß der Baustruktur wird sich fortsetzen. Deshalb muß es oberstes Ziel einer Kommune sein, im Rahmen einer Bodenbevorratungspolitik frühzeitig genügend Ausgleichsfläche zu sichern. Das als Grünfläche wertvolle Büdingen-Areal muß sowohl für die Touristen als auch ganz besonders für die Konstanzer Bevölkerung erschlossen werden. Am attraktivsten Konstanzer Seeufer findet sich nach der bedauerlichen Schließung des Lesesaals in der Villa Prym nicht mehr ein einziger Ort für die Allgemeinheit.

Die Seestraße und der Stadtgarten

War der Stadtgarten aus dem 19. Jahrhundert vor allem als Ort der Repräsentation konzipiert (man begab sich in den Stadtgarten, um sich sonntags mit der Familie sehen zu lassen), so kann der Büdingen-Park nur eine Gartenanlage des 20. Jahrhunderts sein, in welcher das Nützliche mit dem Schönen verbunden ist.

Die Kulturlandschaft des Bodenseeraumes wird bereits seit langer Zeit in schriftlichen Zeugnissen als "Garten" verstanden. Dieser ursprüngliche Garten ist jedoch durch neue Kulturen, das heißt durch die Veränderung der Anbaumethoden oder auch durch Flurbereinigungen verloren gegangen. In dem Naturgarten Büdingen werden Ausschnitte dieser ursprünglichen Gartenlandschaft nachgestaltet.

Stadtentwicklung und Naherholung

Aus sozial- und stadtentwicklungspolitischen Gründen ist die Erhaltung des Büdingen-Park als Grünfläche, das heißt als öffentliche Gartenanlage zur Naherholung der Bevölkerung von größter Bedeutung. Die Stadt Konstanz kann heute als Fremdenverkehrsstadt den Erhalt der Grünflächen am Konstanzer Trichter beschließen und mit ihren Vorzügen werben. Mit der Neugründung einer modernen Gartenanlage kann Konstanz fortan nicht nur mit den Bädern, sondern auch mit den Gärten werben

(Nach gemeinsamen Überlegungen der Büdingen-Initiative Konstanz im Juli 1985 verfasst von Ulrich Schneider)